Initiativbewerbung
Was es ist und wie man es effektiv nutzen kann
Manchmal lohnt es sich, nicht auf eine Stellenausschreibung zu warten und mit einer Initiativbewerbung, einer Art Spontanbewerbung, den ersten Schritt zu machen.
Manchmal lohnt es sich, nicht auf eine Stellenausschreibung zu warten und mit einer Initiativbewerbung, einer Art Spontanbewerbung, den ersten Schritt zu machen. Besonders interessant macht die Initiativbewerbung die Tatsache, dass Sie sich auf Ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.
Was ist eine Initiativbewerbung?
Eine Initiativbewerbung wird immer dann benötigt, wenn man eine Arbeitsstelle besetzen möchte, die nicht offiziell ausgeschrieben ist und man damit auf Eigeninitiative versucht, eine Besetzung zu erlangen.
Es gibt kein Stellenangebot, keine Stellenanzeige und somit auch keine offizielle Einladung, sich bei einer Firma zu bewerben. Man ergreift selbst die Initiative und versucht, den Arbeitgeber dazu zu bringen, dennoch eine Beschäftigung zu ermöglichen und dafür muss man mit wirklich guten Argumenten um die Ecke kommen.
Während eine Bewerbung in der Regel zum Ziel hat, sich zu einer Stellenausschreibung bzw. zu einem Stellenangebot zu bewerben, wird bei der Initiativbewerbung eben die Stellenausschreibung nicht benötigt und man versucht dennoch, den Arbeitgeber mit seinen Qualifikationen und Leistungen zu überzeugen.
Das hat einige große Vorteile:
- Man hat kaum bis keine Konkurrenz, schließlich „warten“ die anderen darauf, dass ein Arbeitgeber offiziell nach neuen Angestellten sucht.
- Da kaum oder keine Konkurrenz vorhanden ist, ist es in der Regel einfacher, eine Festanstellung zu bekommen, schließlich gibt es – zumindest im Moment – niemanden, der dem Initiativbewerber die Arbeitsstelle streitig machen könnte.
- Auch bei der Bewerbung hat man bessere Chancen, schließlich kann sich der Personalchef eben auf nur diesen einen Bewerber fokussieren.
- Man kann sich zu 100 % auf seine Stärken und Qualifikationen konzentrieren und versuchen, mit diesen den Bearbeiter der Bewerbung voll und ganz zu überzeugen.
- Auch bei einer Absage hat man die Chance, dass die Firma zu einem späteren Zeitpunkt auf einen zurückgreift, wenn entsprechende Arbeitskräfte benötigt werden.
Aber es gibt auch einige Nachteile:
- Man muss viel recherchieren, da man sich nicht auf eine vorhandene Stellenanzeige beziehen kann.
- Es besteht immer das Risiko, dass man seine Zeit umsonst investiert hat, vor allem in die ausführliche Recherche zum Arbeitgeber.
- Man kann nicht genau wissen, welche Qualifikationen und Fähigkeiten das Unternehmen wirklich benötigt.
Alles in einem zeigen die Vorteile eine gute Chance für den Erfolg und motivieren, es mit einer Initiativbewerbung zu versuchen – vorausgesetzt, Sie schaffen es, eine Initiativbewerbung zu verfassen, die beim Arbeitgeber zu punkten weiß.
Mehr als eine Absage kann man schließlich nicht bekommen.
Was unterscheidet eine herkömmliche Bewerbung von einer Initiativbewerbung?
Eine Initiativbewerbung ist im Gesamtumfang ähnlich aufgebaut wie eine normale Bewerbung. Man benötigt eine vollständige Bewerbungsmappe mit einem Anschreiben (Bewerbungsschreiben), einem tabellarischen Lebenslauf und den Anlagen. Sogar ein Motivationsschreiben kann gerne beigefügt werden.
Während alle Dokumente bei einer Initiativbewerbung der normalen Bewerbung ähneln, vor allem der Lebenslauf, der absolut identisch dem bei einer herkömmlichen Bewerbung ist, findet man die größten Unterschiede im Bewerbungsschreiben selbst – dem wichtigsten Dokument in der Bewerbungsmappe.
Bei einer normalen Bewerbung, die sich auf eine Stellenausschreibung oder Jobbeschreibung bezieht, weiß man konkret, welche Leistungen und Qualifikationen für die Stelle erforderlich sind. Bei einer Initiativbewerbung hingegen muss man selbst herausfinden, wie man für den potenziellen Arbeitgeber nützlich sein kann.
Und genau das ist der eigentliche Schwerpunkt bei einer Initiativbewerbung. Man muss herausfinden, in welchen Bereichen das Unternehmen Verstärkung sucht und diese Lücke kann man versuchen mit seiner Initiativbewerbung anzuvisieren.
Recherchearbeit: Wo besteht Bedarf für neue Arbeitskräfte?
Man sollte eine Initiativbewerbung nicht mit einer Blindbewerbung verwechseln, schließlich sollte man bei einer Initiativbewerbung ganz genau wissen, was das Ziel ist – wir wollen uns nicht blind und ziellos irgendwo bewerben, das Ergebnis kann zu unvorhersehbaren Resultaten führen.
Besser ist es, wenn wir ganz genau wissen, welche Beschäftigung wir in einem Unternehmen erlangen möchten – und eben das kann man nur, wenn man durch Kontakte bzw. Insider-Tipps oder durch Eigenrecherche herausfindet, welche Stellen in einer Firma knapp besetzt sind und nicht ausgeschrieben sind.
Nehmen wir an, Sie haben keine Insider-Tipps und auch keine Kontakte, die Ihnen den Einstieg ungemein erleichtern würden und dass Sie den Weg mit der Eigenrecherche gehen müssten, wie gehen Sie am besten vor?
Beantworten Sie durch Recherche folgende Fragen:
- In welchen Bereichen gibt es bereits Angestellte? Zunächst muss man herausfinden, welche Stellen in der Vergangenheit beim gleichen Unternehmen mit welchen Arbeitern besetzt wurden. Wir müssen ein ungefähres Bild bekommen, welche Arbeitskräfte mit welchen Qualifikationen gesucht werden.
- Was macht die Firma, womit verdient sie ihr Geld? Wir müssen wissen, welche Produkte oder Dienstleistungen die Firma anbietet, um Umsatz zu erwirtschaften. Welche Kunden hat das Unternehmen? Alle diese Fragen müssen beantwortet werden, um später ein effektives Anschreiben schreiben zu können.
- Welche Fähigkeiten haben Sie, die für das Unternehmen nützlich sind? Hat man erst zu einer Firma recherchiert, wird man sich selbst fragen müssen, wie man seine Fähigkeiten und Qualifikationen sinnvoll einsetzen kann, um ein wertvoller Angestellter für den potenziellen Arbeitgeber zu sein.
- Wer in der Firma ist zuständig für Bewerbungen? Wir müssen ebenfalls wissen, an wen wir konkret unsere Bewerbung adressieren müssen. Ein „Sehr geehrte Damen und Herren“ funktioniert hier nicht, wir brauchen einen Namen! Finden Sie diesen Namen im Internet oder rufen Sie bei der Firma an und fragen Sie nach.
Haben wir alle Informationen durch eine ausführliche Recherche gesammelt, müssen wir unsere Erkenntnisse nutzen und diese in einem Anschreiben zusammenführen. Gleichzeitig muss der Personalleiter erkennen können, welche Stelle oder konkrete Position Sie anstreben und welche Qualifikationen Sie dafür mitbringen.
Tipps für eine erfolgreiche Initiativbewerbung
Die folgenden Tipps werden Ihnen dabei helfen, sich perfekt für eine Initiativbewerbung vorzubereiten und damit eine unschlagbar wirkungsvolle Initiativbewerbung abliefern zu können:
- Zeigen Sie, dass Sie sich viel Mühe gegeben haben. Zeigen Sie dem Personaler, dass Sie sehr fleißig waren und keinen Aufwand scheuen, um die Arbeitsstelle zu bekommen. Sprechen Sie im Anschreiben direkt einen bestimmten Bereich/Mangel an und kommen Sie mit Ideen, wie Sie beitragen könnten.
- Seien Sie direkt und kommen Sie auf den Punkt. Sie wissen, wie Sie für den potenziellen Arbeitgeber nützlich sein könnten, daher sollten Sie dies klipp und klar sagen! Kommen Sie mit guten Argumenten, die Ihr Können untermauern.
- Kommunizieren Sie eindeutig Ihren Nutzen. Bringen Sie im Anschreiben sehr starke Argumente, wie Sie von Nutzen für die Firma sein können. Führen Sie beispielhaft vor, was Sie drauf haben.
- Kündigen Sie sich vorher an. Wenn möglich, versuchen Sie vor der Bewerbung sich telefonisch oder persönlich auf einer Berufsmesse vorzustellen. Dadurch werden Sie bereits die ersten Kontakte haben und starke Eigeninitiative zeigen.
- Schicken Sie eine vollständige Bewerbungsmappe. Bewerben Sie sich bei einer Initiativbewerbung genauso, wie Sie sich bei einer normalen Bewerbung bewerben würden. Im Grunde ist nur das Bewerbungsschreiben anders.
- Erzeugen Sie starke Spannung und Neugier. Führen Sie im Anschreiben anhand eines Beispiels konkret vor, wie Sie für den Arbeitgeber wertvolle Dienste erweisen könnten und sagen Sie, dass Sie noch weitere tolle Ideen haben, die Sie aber gerne persönlich besprechen möchten.
- Seien Sie spezifisch. Sie müssen im Bewerbungsschreiben konkret zeigen, welche Besetzung Sie in der Firma anvisieren. Eben in diesem Bereich haben Sie Ihre persönlichen Qualifikationen und Stärken und das macht Sie so wertvoll für den Arbeitgeber.
Welche Fragen Sie bei einer Initiativbewerbung beantworten müssen
Was muss man über das Unternehmen wissen?
- Ist das Unternehmen finanziell überhaupt gesund oder baut es womöglich sogar gerade Stellen ab?
- Welche Qualifikationen werden benötigt oder gesucht?
- Welche Entwicklung könnte die Firma in Zukunft einschlagen und welche Qualifikationen könnten dann benötigt werden?
- Wo gibt es unterbesetzte Positionen in der Firma?
Was muss man konkret über sich wissen?
- Was kann man und welche Qualifikationen kann man mitbringen?
- Was ist der größte Nutzen, den ich der Firma bieten kann?
- Warum bewerbe ich mich ausgerechnet bei dieser Firma?
- Welcher einzige Grund könnte mich für die Firma unverzichtbar machen?
Beantworten Sie diese Fragen, bevor Sie sich dem Anschreiben widmen. Das Anschreiben spielt vor allem bei einer Initiativbewerbung die wichtigste Rolle. Hier muss jeder Satz sitzen und jedes Argument einschlagen, wie eine Bombe.
Muster-Anschreiben für eine Initiativbewerbung
In der folgenden Auflistung finden Sie gute Beispiele und Mustertexte für eine Initiativbewerbung. Benutzen Sie die Texte als Muster und bringen Sie eigene Argumente und Qualifikationen mit ein.
- Initiativbewerbung für eine Ausbildung zur Bankkauffrau (PDF)
- Initiativbewerbung um eine Ausbildungsstelle als Industriekaufmann (PDF)
- Initiativbewerbung für den Bereich Personalentwicklung (PDF)
Fazit
Die Initiativbewerbung bietet viele Vorteile gegenüber einer normalen Bewerbung. Der größte Vorteil ist der, dass man sich auf seine Stärken konzentrieren kann und den potenziellen Arbeitergeber von diesen nur überzeugen muss.
Vor allem interessant ist eine Initiativbewerbung für alle Führungspositionen. Menschen, die eine Führungsposition anstreben, warten nicht auf Chancen, sie schaffen sich Chancen. Das macht diese Menschen so erfolgreich.
Jedoch muss man keine Führungsposition anstreben, um mit einer Initiativbewerbung erfolgreich zu sein. Hauptsache ist, man kennt sich und kann seine Fähigkeiten und Qualifikationen mit guten Argumenten im Anschreiben präsentieren.
Vitali Lutz ist Gründer einiger Internet-Startups und beschäftigt sich regelmäßig mit Bewerbungen. Auf dieser Website geht er auf die häufigsten Fehler bei Bewerbungen ein und gibt Tipps, wie man eine rundum bessere Bewerbung schreiben kann.